Dienstag, 21. Dezember 2010

Welcher Anwalt braucht schon eine Homepage?

Ich bin immer wieder fasziniert, wieviel Rechtsanwälte es noch gibt, die gänzlich ohne mediale Webpräsenz auskommen und stattdessen einzig von ihrem guten Ruf zu leben scheinen. Als Argument gegen eine eigene Webseite werden oft die vermeintlich unnötigen Kosten angeführt. Sucht man einen solchen Anwalt via Google, findet man ihn bestenfalls in diversen Gratis-Branchenverzeichnissen, in die er sich meist nicht mal selbst hat eintragen lassen. Zieht ein solcher Anwalt nun beispielsweise um oder ändert seine Telefonnummer, steht er nun vor dem Problem, dass in sämtlichen dieser Branchenverzeichnisse die überholten Kontaktdaten zu finden sind. Will er nun in diesen Onlineverzeichnissen seine Kontaktdaten aktualisieren, muss er sich dafür in der Regel auf der jeweiligen Seite anmelden - und das kostenpflichtig. Das zuvor für die eigene Webseite eingesparte Geld muss er so nun doppelt und dreifach wieder ausgeben, um nicht ganz in der Mitbewerbermasse unterzugehen.

Dabei muss man weder viel Geld für eine eigene Homepage investieren, noch besonders internet-affin sein. Eine Domain nebst ausreichendem Webspace findet man heute schon für weniger als 3,- Euro im Monat. Mit wenigen Klicks hat man sich dann auch schnell noch einen ansehnlichen Internetauftritt zusammengebastelt. Eine Werbeagentur oder einen Programmierer braucht man dafür in der Regel nicht.
Zwar ist die Zeit der blinkenden Gif-Animationen vorbei, jedoch findet sich auch unter den bereits vorhandenen Anwaltswebseiten noch so manche Seite, die mir den berüchtigten "Augenkrebs" verursacht. So beispielsweise diese von mir ob ihrer ausführlichen Inhalte sehr geschätzte Webseite. Doch selbst die Beauftragung eines sog. Webdesigners schützt nicht davor, dass die eigene Homepage später eher wie die Internetpräsenz eines Gebrauchtwagenhandels, als wie eine Anwaltshomepage aussieht, wie dieses Beispiel zeigt. Schlimm wird es für mich auch, wenn ich mich auf einer Homepage irgendwie nicht zurecht finde. Zu guter Letzt wollte ich noch schreiben, dass ich auf keiner Anwaltshomepage mehr auf die berühmte "Under Construction"-Gif Animation gestoßen bin. Ein Leser belehrte mich gerade eines Besseren. Aber es kann ja auch niemand erwarten, dass man innerhalb von fünf Jahren seine Homepage mal auf Vordermann bringt.

P.S.: Um den Rahmen hier nicht zu sprengen, werde ich dem Thema "Besonders einfallsreiche Domain-Namen für eine Anwaltshomepage" zu späterer Zeit einen eigenen Beitrag widmen. Vorschläge können gerne unter diesem Blogeintrag als Kommentar abgegeben werden (Anmeldung nicht erforderlich).

P.P.S.: Lesenswert ist auf vielen Anwaltshomepages auch die Kanzlei-Philosophie, die wohl zu den essentialia negotii auf einer Anwaltswebseite zu gehören scheint.

9 Kommentare:

  1. Schön auch der nicht auszurottende "LG-Hamburg-Disclaimer" auf vielen Anwalt-Seiten.

    Hübscher Domainname: http://www.ich-habe-streit.de/

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  2. Auch ganz nett finde ich die Seite:
    http://strafverteidigerbuero.de.ki/

    Entweder aus der Kategorie an der falschen Stelle gespart oder doch nur ein Fake. Ich bin mir da aber nicht so ganz sicher^^

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  3. Gut sind auch die hier: http://www.kanzlei-waldshut.de/
    Seit Jahren steht die Internetadresse auf dem Briefkopf, ohne dass sich etwas getan hätte.

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  4. "Ich bin immer wieder fasziniert, wieviel Rechtsanwälte es noch gibt, die gänzlich ohne mediale Webpräsenz auskommen und stattdessen einzig von ihrem guten Ruf zu leben scheinen."

    --> Mir geht es genauso so...

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  5. Volle Zustimmung in allen Punkten!
    Dein Blog ist übrigens sehr kurzweilig, habe die RSS-Feeds gerade abonniert. :)

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  6. http://www.google.de/search?q=anwalt+impressum+mdstv

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  7. Na da bin ich ja froh, nicht unter den Negativbeispielen gelandet zu sein. Aber das Betreiben einer eigenen Seite sit in der Tat nicht besonders schwierig. Wir haben angefangen mit Nucleus CMS, sind dann aber dem Kommerz verfallen und haben auf Wordpress umgestellt. Es kostet so gut wie nichts und man generiert sogar einige Mandante.

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  8. Es dürfte sehr davon abhängig sein, in welchem Rechtsgebiet und wo (Land/Stadt) man tätig ist, ob eine Homepage tatsächlich wesentlich zur Mandatsgewinnung beiträgt.
    Aber in der Tat: Angesichts der geringen Kosten ist es schon seltsam, wenn man seinen Anwalt im Internet nur in überschwemmmten, unübersichtlichen Gratis-Adreßbüchern findet :)

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  9. Löblichweise haben zwei der oben verlinkten Kanzleien ihre Homepage auf Vordermann gebracht. Die neuen Internetpräsenzen sehen wirklich schick aus.

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