Mittwoch, 12. Januar 2011

Call to order Effekt - Der Gegner als Mandanten-Bringer

Anwälte gibt es viele - warum also als Anwalt nicht seine Mitbewerber nutzen, um neue Mandanten zu gewinnen! Das Prinzip, das dahinter steckt ist einfach erklärt.

Die fiktive Kanzlei "Soundso" verschickt mal wieder für ihren Mandanten X massenhaft Abmahnungen wegen Wettbewerbsverstößen oder illegalen Filesharings. Person X hat schon einen Anwalt und ist daher für die anderen Anwälte uninteressant. Nun ist regelmäßig folgendes Phänomen zu beobachten: auf diversen Anwaltswebseiten erscheinen meist in Form von Blogeinträgen oder juristischen Kurzberichten Artikel, in denen darüber informiert wird, dass die Kanzlei "Soundso" derzeit wieder massiv für ihren Mandanten X Abmahnungen verschickt. Entscheidend dabei ist, dass sowohl die abmahnende Kanzlei, als auch deren Mandant mit vollem Namen, gerne auch mit genauer Kanzlei-Anschrift, genannt werden. Meist erfolgt dann noch der Hinweis, dass man die geforderte Unterlassungserklärung nicht wie verlangt abgeben, sich aber auch vor der Abgabe aus dem Internet heruntergeladener modifizierter Unterlassungserklärungen hüten solle.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Die Anwälte, die derlei Artikel auf ihrer Homepage veröffentlichen, tun dies natürlich nur, um das reine Informationsinteresse der breiten Öffentlichkeit zu befriedigen und nicht wegen des sog. "call to order"-Effekts. Der "call to order"-Effekt (call to order = engl. für Abmahnung) ist es nämlich, der das ein oder andere Mandat für einen selbst abwirft. Denn erhält nun die Person Y eine dieser Abmahnungen, führt sie ihr erster Weg meist zu Google. Dort wird sie dann als Suchanfrage die Worte "Abmahnung Kanzlei Soundso" eingeben und als Ergebnis dann auch den Blogeintrag des Anwaltes finden, in welchem er über die Abmahn-Welle der Kanzlei Soundso berichtet. In dem Blogeintrag werden sich sicherlich auch die Kontaktdaten des Anwalts finden, unter denen Person Y den Anwalt konsultieren kann.

Wie man sieht, bietet das Internet eine Fülle von Möglichkeiten, Mandate zu aquirieren. Man muss sie nur nutzen. Doch auch die "call to order"-Quelle wird eines Tages versiegen und dem "Gelbe-Seiten-Effekt" zum Opfer fallen. Dann nämlich, wenn Person Y bei Google hunderte Kanzleien angezeigt bekommt, die alle mit einem Artikel über die Abmahn-Welle der Kanzlei Soundso berichten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen